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19.07.2023

Eigenanteil Kosten der Heimpflege steigen stark an

Berlin (pag) – Einen erneut starken Anstieg der finanziellen Belastung von Pflegebedürftigen in Pflegeheimen zeigt die Auswertung des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) von Anfang Juli. Die Reaktionen folgen prompt.

Die höchsten Mehrkosten im Vergleich zum Vorjahr haben der Auswertung zufolge Pflegebedürftige im ersten Jahr ihres Aufenthalts: Bei ihnen steigt die monatliche Eigenbeteiligung bundesweit im Durchschnitt um 348 Euro (2022: 2.200 Euro; 2023: 2.548 Euro). Pflegebedürftige mit einer Aufenthaltsdauer ab zwölf Monaten zahlen 292 Euro mehr (2022: 2.007 Euro; 2023: 2.299 Euro). Eine Aufenthaltsdauer ab 24 Monaten schlägt mit einem Plus von 236 Euro (2022: 1.814 Euro; 2023: 2.050 Euro) zu Buche.

Der Sozialverband VdK fordert den Umbau der Pflegeversicherung zu einer Vollversicherung, die alle pflegebedingten Kosten deckt. VdeK-Präsidentin Verena Bentele verlangt, dass steigende Kosten in Pflegeheimen nicht allein auf die Bewohnerinnen und Bewohner zurückfallen dürften. „Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und muss daher solidarisch finanziert werden.“

PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther bringt dagegen eine kapitalgedeckte Pflegezusatzversicherung ins Spiel. „Solche nachhaltigen Vorsorge-Lösungen kann die Politik mit einfachen Mitteln fördern, etwa durch Steuerabzugsfähigkeit der Beiträge.“

Der vdek erläutert, dass die starke Erhöhung des sogenannten einrichtungseinheitlichen Eigenanteil (EEE) vor allem auf die seit September 2022 geltende Tariftreue-Regelung zurückzuführen sei. Danach ist das Pflegepersonal mindestens nach Tarif zu vergüten, diese Kosten müssen eins zu eins in den Pflegesatz eingepreist werden müssen. Angesichts der aktuellen Tarifentwicklung und der seit 1. Juli umzusetzenden neuen Personalbemessung sei davon auszugehen, dass der EEE bis zum Jahresende weiter ansteige. Jörg Meyers-Middendorf, Vertreter des vdek-Vorstandes, fordert zeitnah eine Lösung zur nachhaltigen Entlastung der Pflegebedürftigen, die nicht allein auf dem Rücken der Beitragszahler lasten dürfe. Dazu gehöre es, die Bundesländer endlich zur Übernahme der Investitionskosten für die Pflegeeinrichtungen zu verpflichten. „Das würde die Pflegebedürftigen ad hoc um durchschnittlich 477 Euro pro Monat entlasten.”

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