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02.11.2021

Studie Der „blinde Fleck“ bei der medizinischen Versorgung Geflüchteter

Bayreuth (pag) – Forscherinnen und Forscher der Universität Bayreuth haben untersucht, welche Medikamente von syrischen Geflüchteten am häufigsten genommen werden – und sind auf einen blinden Fleck bei Behörden und Gesundheitspolitikern gestoßen: Diese haben vor allem Traumatisierung und infektiöse Krankheiten von Geflüchteten im Fokus. Dabei seien es vielmehr Volkskrankheiten wie Diabetes, Kopfschmerz und Bluthochdruck, unter denen Geflüchtete besonders oft leiden.

Die Wissenschaftler folgern: Die Gesundheitspolitik müsse sich stärker der ganzen Bandbreite von Krankheiten unter den Geflüchteten zuwenden. Dem Medikamentengebrauch für nicht übertragbare Krankheiten sei mehr Aufmerksamkeit zu schenken. 

Die Studiengruppe hat den Medikamentengebrauch und die selbstberichteten Krankheiten oder Beschwerden von syrischen Asylbewerberinnen und Asylbewerbern und Geflüchteten beispielhaft in Nordrhein-Westfalen beschrieben. Untersucht wurden Unterschiede in der Verwendung von Arzneimitteln zwischen verschiedenen Alters- und Geschlechtsgruppen. Es wurden unter anderem Bewohner in 15 Gemeinschaftsunterkünften im Großraum Köln sowie Besucher eines Gemeindezentrums mit Sprachschule und einer Beratungsstelle angesprochen. Insgesamt wurden 1.641 Personen nach der Einnahme von mindestens einem Medikament in den letzten sieben Tagen sowie nach der Einnahme von verschriebenen Medikamenten und Selbstmedikation gefragt.

34,9 Prozent der Befragten hatten in den vergangenen Tagen ein Medikament genommen. Unter den syrischen Befragten waren nicht übertragbare Krankheiten die häufigsten Ursachen für die Verwendung von Medikamenten bei Erwachsenen: Kopfschmerzen und Bluthochdruck waren die meistgenannten Gründe. Nach Dosis waren Diabetes (595 Dosen) und Bluthochdruck (954 Dosen) die zweithäufigste Indikation. Bei Kindern waren Fieber und Husten die häufigsten Indikationen. „Die Verwendung von Arzneimitteln zur Behandlung von Infektionskrankheiten oder psychischen Störungen wurde nur selten festgestellt,“ berichtet Pharmazeut und Studienleiter Saleh Aljadeeah.

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