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21.07.2021

Globale Gesundheit Tropenkrankheiten: doppelt vernachlässigt wegen Corona

Berlin (pag) – Über Auswirkungen der Corona-Pandemie auf vernachlässigte Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases, NTDs) berichtet die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion.

Die Regierung nennt zahlreiche Beispiele für den Einfluss der Pandemie auf die NTDs. Dazu gehören unter anderem die Aussetzung von Massenbehandlungen, aktiver Fallfindung und anderen gemeindebasierten Aktivitäten sowie Verzögerungen bei Diagnose, Behandlung und Krankheitsmanagement. Auch die Herstellung und die Lieferung von NTD-Medikamenten und Verbrauchsmaterialien in die Zielländer verzögere sich, das Gleiche gelte für die Verteilung der Güter innerhalb der Länder.

Die Wahrscheinlichkeit und Geschwindigkeit einer „(Wieder-)Ausbreitung“ einzelner Krankheiten ist der Antwort zufolge von dem Erreger und Status der Bekämpfungsmaßnahmen in einer bestimmten Region abhängig. Je länger die Unterbrechung der Programme andauere, desto größer seien die potenziellen negativen Auswirkungen. Nach Erkenntnis des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin zeigten Modellierungen, dass es sich hierbei um nichtlineare Effekte handele, insbesondere bei NTDs, die sich je nach Dauer und Ausprägung potenzieren können. „Vor diesem Hintergrund sollten die entsprechenden Bekämpfungsmaßnahmen und -programme so früh wie möglich wieder aufgenommen werden“, schreibt die Bundesregierung.

Ihr Vorgehen kritisiert der FDP-Politiker Prof. Andrew Ullmann. Gerade vor dem Hintergrund der drastischen Mittelkürzungen Großbritanniens für die Bekämpfung der NTDs hätte die Bundesregierung ihr Engagement ausweiten müssen, um menschliches und wirtschaftliches Leid und Elend zu bekämpfen, sagt der Obmann der FDP-Bundestagsfraktion im Gesundheitsausschuss und stellvertretende Vorsitzende des Unterausschusses Globale Gesundheit. Enttäuschend ist für Ullmann außerdem, dass der geplante Kigali-Summit erneut verschoben wurde. „Dieses Summit und eine damit verbundene gemeinsame Deklaration gegen Malaria und vernachlässigte Tropenkrankheiten hätten Meilensteine werden können, um diese vermeidbaren, aber oft tödlichen Krankheiten zu beenden oder wenigstens weiter einzudämmen.“

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