CoronaSozial Schwächere bei Gesundheitsförderung abgehängt
Berlin (pag) – In der Pandemie hat die Gesundheitsförderung und Prävention in Deutschland insgesamt gut funktioniert. Viele Angebote konnten trotz der coronabedingten Einschränkungen stattfinden, sozial benachteiligte Gruppen waren allerdings deutlich schlechter zu erreichen. Das ergab der zweite Bericht der Nationalen Präventionskonferenz (NPK), der dem Bundesgesundheitsministerium übergeben wurde.
In dem mehr als 300 Seiten umfassenden Bericht stellt die NPK dar, wie sich die Zusammenarbeit der Sozialversicherungsträger und der Privaten Krankenversicherung (PKV) in der Gesundheitsförderung seit Erscheinen des ersten Berichts 2019 weiterentwickelt hat. „Der zweite Präventionsbericht zeigt, dass es gelungen ist, die Präventionsstrukturen in Deutschland zu verstetigen und dass dadurch Prävention erfolgreich umgesetzt werden kann“, hebt die Direktorin der Deutschen Rentenversicherung Bund, Brigitte Gross, hervor.
In der Corona-Pandemie konnten viele Präventionsangebote fortgeführt werden, weil die Sozialversicherungsträger praktikable und kreative Lösungen für die Umsetzung unter erschwerten Bedingungen gefunden haben, resümiert der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Gernot Kiefer. Die Covid-Pandemie habe allerdings auch erneut deutlich gemacht, dass sozial benachteiligte Gruppen besonders von gesundheitlichen Nachteilen betroffen sind, aber oft schwer für Gesundheitsförderung und Prävention erreichbar sind. Eine Präventionsstrategie greife aber nur dann, wenn sie als Querschnittsaufgabe in allen Politikfeldern verankert sei. Insbesondere die Länder und die Kommunen müssten diesbezüglich ihre Aufgaben verbindlich wahrnehmen.
Kritik äußern die NPK-Mitglieder auch in Richtung Bundesregierung: Kiefer wirft der Regierungskoalition vor, das Thema Prävention aus dem Blick verloren zu haben. Der Aufbau des Bundesinstituts für öffentliche Gesundheit, das die Aufgaben von Gesundheitsförderung und Public Health bündeln soll, habe derzeit keine Priorität. „Die Regierung sollte da wieder den Blick drauf wenden“, betont er. Kritisch äußert sich auch der Vorstandsvorsitzende der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG), Arnd Spahn. Der Klimawandel stelle die Prävention vor neue Herausforderungen. Mehr Aufklärung benötgten zum Beispiel die Saisonfachkräfte in der Landwirtschaft. Der Hitzeschutzplan des Bundesgesundheitsministeriums sei zu begrüßen, könne aber nur ein erster Schritt sein.