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14.11.2023

Kritik am BIPAM Netzwerk fordert Evidenz statt Aktionismus

Berlin (pag) – Die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) zur Gründung eines Instituts, das sich um die Vermeidung nicht übertragbarer Erkrankungen kümmern soll, stoßen beim Netzwerk für Evidenzbasierte Medizin ebenso auf Kritik wie ein Impulspapier zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Vorhaben gehen konzeptionell in die falsche Richtung, heißt es.

Das Netzwerk sieht in den Plänen einen Widerspruch zur „evidenzbasierten Gesundheitspolitik“, die Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach zu Amtsantritt selbst angekündigt hat. Moniert wird unter anderem ein überholter Präventionsansatz. Inhaltlich beruhe die Gesamtstrategie des BMG auf medizin-naher Verhaltensprävention statt auf bürger-naher Verhältnisprävention, heißt es. Dabei gelte es als wissenschaftlich gesichert, dass Präventionsprogramme, die das Verhalten der individuellen Bürger ändern wollen, wenig wirksam seien.

„Besser wäre es, die Ressourcen in die Verbesserung der Lebensbedingungen benachteiligter Bevölkerungsgruppen zu investieren, um den Graben zwischen privilegierten und wenig privilegierten Menschen zu verringern“, appelliert die Initiative. Gesundheit werde nicht allein von dem individuellen Verhalten und der Gesundheitsversorgung bestimmt. Daher müsste das geplante Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM) Kompetenzen in Bereichen wie Soziologie, Bildung, Pflege, Psychologie, Umwelt, Städte- und Verkehrsplanung erhalten. „Die Kopplung von Prävention und Medizin im Institutsnamen BIPAM und der von Minister Lauterbach verwendete Begriff ‚Vorbeugemedizin“ zeugen von einem nicht mehr zeitgemäßen Präventionsansatz.“

Als problematisch wird zudem die direkte Anbindung des BIPAM als Bundesbehörde an das BMG angesehen. „Wenn das BIPAM dem BMG weisungsgebunden untersteht, ist davon auszugehen, dass politisch opportune, aber wissenschaftlich fragliche Maßnahmen gegenüber politisch unbequemen, aber inhaltlich richtigen Vorschlägen bevorzugt werden“, so das Netzwerk. Außerdem habe das BMG hat mit dem Cholesterin- und Diabetes-Screening im Impulspapier gleich zwei Gesundheitsleistungen angekündigt, die „wissenschaftlich mehr als fragwürdig“ seien.

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