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11.11.2022

Krankenhausreform Bloß kein weiteres Klein-Klein

Berlin (pag) – „Die Krankenhäuser als Rückgrat der medizinischen Daseinsvorsorge sind selbst akut behandlungsbedürftig.” Diese Diagnose von Hans-Jürgen Müller, Vorstandsvorsitzender des IKK e.V., bleibt bei einer Veranstaltung des Kassenverbandes zum Thema Krankenhaus unwidersprochen. Experten vermissen den roten Faden bei den bisherigen Reformen und warnen davor, im „Klein-Klein“ zu verbleiben.

Müller geht mit den bisherigen Reformbausteinen des Bundesgesundheitsministers für den stationären Bereich kritisch ins Gericht: Die Anforderungen an die Abrechnungsprüfungen herunterzuschrauben wecke bei den Kostenträgern nur Misstrauen, sagt er. Auch das Pflegepersonalbemessungsinstrument PPR 2.0 kritisiert er als zu bürokratisch. Die geplanten Tagesbehandlungen an Kliniken konterkarierten wiederum die bestehenden Ambulantisierungsbemühungen, meint der Kassenvertreter. Die von Lauterbach angekündigte Reform des Fallpauschalensystems befürwortet Müller dagegen, auch wenn er dafür plädiert, an den DRGs im Grundsatz festzuhalten.

Manja Rügen, Leiterin des Referats Krankenhauswesen im sächsischen Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, beschreibt auf der Veranstaltung den Weg des Freistaates zu einem neuen Landeskrankenhausgesetz. Etappen waren beispielsweise eine Reformwerkstatt und mehrere Workshops, bei denen sich die verschiedenen Akteure ausgetauscht haben, um ein gemeinsames Zielbild zu entwickeln. „Dieser gemeinsame Austausch fehlt mir beim Bund“, sagt Rügen mit Blick auf die Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung. Auch einen roten Faden erkennt sie bei den gegenwärtigen Reformbemühungen der Bundesregierung nicht.

Der Gesundheitsökonom Prof. Jonas Schreyögg, Universität Hamburg, mahnt, die Krankenhausreform ganzheitlich anzugehen. Ziel sollte es sein, eine bedarfsgerechte und ressourcenschonende Kliniklandschaft zu installieren. Dafür sei es wichtig, deutlich über die stationäre Versorgung hinaus zu denken und nicht im „Klein-Klein“ zu verbleiben. Bei der Weiterentwicklung der Vergütung im Krankenhaus schlägt er unter anderem vor, Vorhaltekosten sowie unterschiedliche Kostenstrukturen zu berücksichtigen sowie Qualitätsaspekte in die Vergütung zu integrieren. Perspektivisch sollte man zu einer „performanzorientierten Vergütung“ kommen.

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