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23.06.2020

Krankenhaus Rating Report Düstere Aussichten für Krankenhäuser

Berlin (pag) – Für die Krankenhäuser sieht die Zukunft schwarz aus. In fünf Jahren werden über 50 Prozent der Kliniken rote Zahlen schreiben. Das prognostiziert der aktuelle Krankenhaus Rating Report. Nach der Bundestagswahl 2021 erwarten die Autoren den großen Offenbarungseid der Politik.

Die jüngsten Zahlen zur wirtschaftlichen Lage der Krankenhäuser, die in dem Report betrachtet werden, stammen aus dem Jahr 2018. Das sei nach 2017 ein weiteres schwieriges Jahr für die Kliniken gewesen, sagt Mit-Autor Dr. Sebastian Krolop von der Non-Profit-Organisation HIMSS. Nur 71 Prozent der Krankenhäuser schafften ein positives Jahresergebnis, 2017 waren es noch 73 Prozent. Die Zukunft werde für die Einrichtungen nicht rosiger aussehen. Zwar werde es für die Krankenhäuser 2020 wegen des Corona-Rettungsschirms Verbesserungen geben, doch schon für 2021 rechnet der Report damit, dass dann schon 31 Prozent der Kliniken kein positives Jahresergebnis erzielen werden. 2025 gehen die Autoren davon aus, dass sich 56 Prozent der Krankenhäuser in den roten Zahlen befinden werden – „wenn sich nichts verändert“, sagt Krolop.

Demografiebedingt, aber auch wegen der gigantischen Corona-Ausgaben und gleichzeitig verminderten Einnahmen für die Staatskassen steuerten die öffentlichen Haushalte und Sozialversicherungen auf Finanzierungsengpässe zu, sagt Gesundheitsökonom Prof. Boris Augurzky vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Er erwartet deshalb für 2022, also nach der Bundestagswahl, einen Offenbarungseid mit „harten Maßnahmen“. Bei einer Reform müsse sich der Blick auf Versorgungseffizienz, Patientenwohlorientierung, die Akquise von Fachkräften, flächendeckende Erreichbarkeit und die Versorgung im Katastrophenfall richten. Um diese Ziele zu erreichen, sei es nötig, den Akteuren im Gesundheitswesen mehr Gestaltungsfreiheit zu geben und das SGB V neu zu formulieren. Augurzky wirbt auch für neue Versorgungsmodelle, etwa für die Einrichtung von Gesundheitsbudgets in Regionen, die sich Praxen und Kliniken für die Behandlung von Patienten teilen.

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