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21.03.2024

Schwangerschaft IKK fordert gestaffelten Mutterschutz

Berlin (pag) – Schutz statt politischem Kalkül verlangt Natascha Sagorski. Die Petentin kämpft vor dem Bundesverfassungsgericht um gestaffelten Mutterschutz nach Fehlgeburten. Auf einem parlamentarischen Abend führt sie aus, wie diese Version von Mutterschutz die Versorgung verbessern kann.

Nachvollziehbar seien die aktuellen Regelungen nicht. Viele Betroffene bekommen keine oder lediglich sehr kurze Krankschreibungen. Die Petentin klärt auf: „Eine Frau, die ihr Kind am letzten Tag der 23. Schwangerschaftswoche verliert, erhält null Tage Mutterschutz. Verliert sie ihr Kind nur 24 Stunden später, am ersten Tag der 24. Woche, stehen ihr 18 Wochen Mutterschutz zu.“ Einer solch scharfen Grenze mangle es nicht nur an Fairness, sondern auch an medizinischer Evidenz.

Die Ansicht vertritt auch der Vorstandsvorsitzender der IKK Südwest, Prof. Jörg Loth: „Die aktuelle Rechtslage zum Anspruch auf Mutterschutz beruht auf einer willkürlichen Festlegung, was zu Ungleichbehandlungen von Frauen nach einer Tot- oder Fehlgeburt führt: die Anerkennung des Mutterschutzes darf nicht an einer starren Gramm- und Wochenzahl festgemacht werden.“ Der finanzielle Mehraufwand durch eine Stafflung sei in Hinblick auf die Brisanz des Themas vernachlässigbar. Er rechnet: Würden 70 Prozent der Frauen den freiwilligen staatlichen Schutz annehmen, läge die Mehrbelastung bei rund 20,9 Millionen Euro. Selbst wenn 100 Prozent den Mutterschutz in Anspruch nähmen, kämen auf die Gesetzliche Krankenversicherung Mehrkosten von etwa fünf Millionen Euro zu.

Sagorski wirbelt mit ihrer Petition Staub auf. Die Petition unterzeichnen 75.000 Befürworter. Auch Verfassungsrechtler Prof. Remo Klinger ist überzeugt, dass die Diskriminierung von Müttern totgeborener Kinder verfassungswidrig sei. Klinger unterstützt gemeinsam mit Sagorski vier betroffene Frauen bei einer Verfassungsbeschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht.

Einig in ihrer Befürwortung sind auch die anwesenden Bundestagsabgeordneten. Franziska Krumwiede-Steiner vom Bündnis 90 / Die Grünen ist es wichtig, „dass Frauen, die so etwas individuell durchleben, mit individuellen Maßnahmen reagieren können.“

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