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04.09.2020

Reproduktionsmedizin BÄK verlangt Modernisierung des Embryonenschutzgesetzes

Berlin (pag) – Keinen „Rundumschlag“, aber eine behutsame Reform des Embryonenschutzgesetzes verlangt die Bundesärztekammer (BÄK). Sie hat ein Memorandum zu Dreierregel, Eizellspende und Embryonenspende verabschiedet.

Die Rechtsentwicklung hält mit der rasanten Entwicklung des medizinischen Fortschritts in der Reproduktionsmedizin nicht Schritt, konstatiert Prof. Jan-Steffen Krüssel mit Blick auf das 30 Jahre alte Embryonenschutzgesetz (ESchG). Unter Krüssels Federführung ist das Memorandum entstanden, das sich mit Dreierregel, Eizell- und Embryospende beschäftigt. Das seien in der Praxis vordringliche Themenkomplexe, in denen eine Aktualisierung des ESchG aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht besonders geboten sei, heißt es zur Begründung.
Für besonders problematisch hält Krüssel die im Vergleich zu anderen europäischen Ländern etwa fünfmal höhere Rate von höhergradigen Mehrlingsschwangerschaften nach Kinderwunschbehandlung. Dadurch steige die Frühgeburtlichkeit, die mit hohen Risiken für Mütter und Kinder verbunden sei. Die BÄK will daher die Aufhebung der Dreierregel, die den Transfer von bis zu drei Embryonen erlaubt und damit Mehrlingsschwangerschaften begünstige. Stattdessen sollte nach Möglichkeit die Methode des Single Embryo Transfer zur Anwendung kommen: Dabei wird nur der Embryo transferiert, bei dem durch Kultivierung und Beobachtung bis zum Blastozystenstadium ein höheres Entwicklungspotential identifiziert wurde. Darüber hinaus plädiert die Kammer für die Zulassung der nicht kommerziellen Eizellspende in engen Grenzen. Ferner sollten Voraussetzungen des Verfahrens und der damit verbundenen Rechtsfolgen einer Spende überzähliger pränidativer Embryonen geregelt werden.
BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt appelliert an den Gesetzgeber, sich des Themas spätestens in der nächsten Legislaturperiode anzunehmen. Auch die Leopoldina hat bereits neue rechtliche Grundlagen für die Fortpflanzungsmedizin gefordert.

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