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10.11.2021

Digitalisierung Apps auf Rezept: 19.000 Verordnungen im ersten Jahr

Berlin (pag) – Ein Jahr nach dem Start kommen digitale Gesundheitsanwendungen (DIGA) erst langsam in der Versorgung an, denn es gibt noch zu viele offene Fragen.

DIGA sind Teil einer umfassenden Digitalisierungsstrategie, sagt Mirja Mittermeier von der Charité Berlin auf einer Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. „Wir stehen komplett am Anfang.“ Bisher sind 24 Apps im DIGA-Verzeichnis veröffentlicht, der Großteil davon – 18 Anwendungen – vorläufig. Sechs Anwendungen sind bereits permanent aufgenommen. Aktuell befinden sich noch 21 Anträge in Bearbeitung. Fünfmal hat das BfArM einen Antrag abgelehnt, 49 Hersteller haben ihre Anträge wieder zurückgezogen.

Etwa 19.000-mal wurden DIGA bisher verordnet, pro Verordnung erhalten Ärzte zwei Euro. Der Aufwand unterscheidet sich zum Teil stark, da für einige DIGA zunächst bestimmte Untersuchungen vorgesehen seien. Diese könnten dann nach GOÄ abgerechnet werden. „Das ist sicherlich etwas, was noch näher beleuchtet werden sollte“, so Mittermeier. Weitere offene Fragen schränkten den Nutzen in der internistischen Medizin noch ein: Indikationen, rechtliche Unsicherheiten und Informationen für Mediziner. „Ich persönlich finde das bisher noch nicht übersichtlich, an Informationen über DIGA heranzukommen.“

Die Evidenzgenerierung ist eine „ganz große Herausforderung“, sagt Prof. Sebastian Kuhn von der Universität Bielefeld. Im Zulassungsprozess müssen DIGA mindestens einen positiven Versorgungseffekt nachweisen. Dazu gehören medizinischer Nutzen, wie Verbesserung des Gesundheitszustands, aber auch patientenrelevante Struktur- und Verfahrensverbesserungen, wie Koordination der Behandlungsabläufe. DIGA könnten durchaus einen positiven Effekt erzeugen, aber „es gilt wirklich die Spielregeln festzulegen und die Spreu vom Weizen zu trennen“.

Prof. Martin Hirsch von der Universität Marburg ist überzeugt, dass intelligente DIGA die Transformation von der krankheits- zur gesundheitszentrierten Versorgung bewirken können. Weil diese Apps „in meiner Hosentasche wohnen und deswegen viel über mich wissen können und mich gemäß meiner Risikodisposition steuern können, um das Ausbilden von Krankheiten zu vermeiden“.

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