Ambulante Versorgung Hausärzte fordern Bonusprogramm für HzV-Teilnahme
Stuttgart/Berlin (pag) – Vor 15 Jahren wurde der erste Vertrag zur Hausarztzentrierten Versorgung (HzV) unterschrieben. Das Programm habe sich bewährt, heißt es auf einer Pressekonferenz anlässlich des Jubiläums. Bei den Teilnehmerzahlen gebe es aber noch Luft nach oben.
Durch die HzV der AOK Baden-Württemberg werden Patienten besser und kostengünstiger versorgt. Zu diesem Fazit kommt eine Evaluation der Goethe-Universität Frankfurt und des Universitätsklinikums Heidelberg. „Besonders Menschen mit chronischen Erkrankungen profitieren von der HzV“, sagt Prof. Ferdinand Gerlach, einer der Co-Autoren der Erhebung. Zwischen 2011 und 2020 seien bei 119.000 Diabetikern über 11.000 schwerwiegende Komplikationen vermieden worden, darunter 350 Fälle neu aufgetretener Erblindungen und 2.250 Schlaganfälle. Mitverantwortlich dafür ist laut Gerlach die 20 Prozent höhere Teilnahme an Disease-Management-Programmen, die in der HzV gezielt angereizt werde.
Im Jahr 2020 gab es laut AOK Baden-Württemberg zwei Millionen Hausarztkontakte mehr und 1,9 Millionen unkoordinierte Facharztkontakte ohne Überweisung weniger. „Dabei sind die jährlichen Kosten pro Patienten um rund 40 Euro niedriger als bei einem vergleichbaren Versicherten in der Regelversorgung”, so ihr Vorstandschef Johannes Bauernfeind. Das Programm sei eine „Innovationsküche“, sagt Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Vorsitzende des Hausärzteverbands Baden-Württemberg. Innovative Konzepte würden schneller und flexibler implementiert als in der Regelversorgung.
Bundesweit nehmen 6,1 Millionen Patienten an der HzV teil. „Das Potenzial ist aber noch lange nicht ausgeschöpft“, so Buhlinger-Göpfarth weiter. Nur vier von zehn Versicherten würden das Angebot überhaupt kennen. „Fahrt aufnehmen würde das Projekt durch eine Bonifizierung.“ Die Patienten, die bereit seien, sich steuern zu lassen, sollten auch etwas zurückbekommen. Der Gesetzgeber solle entsprechende Schritte in die Wege leiten.