Selbstzahlerleistungen IGeL-Monitor bemängelt fehlende Evidenz
Berlin (pag) – Bei Selbstzahlerleistungen überwiegt der Schaden oft den potenziellen Nutzen, kritisiert der IGeL Monitor. Praxen sollten diese Leistungen darum nicht anbieten.
Seit zehn Jahren bewertet der IGeL-Monitor individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL). Bisher sind 55 Leistungen bewertet worden, lediglich zwei erhielten die Bewertung „tendenziell positiv“. Der Rest überzeuge nicht, bemängelt der durchführende Medizinische Dienst Bund (MD) auf einer Pressekonferenz. „Die meisten dieser Leistungen hätten keine Chance, im Gemeinsamen Bundesausschuss als GKV-Leistung anerkannt zu werden“, sagt MD-Vorstandsvorsitzender Dr. Stefan Gronemeyer. So zum Beispiel die Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung von Eierstockkrebs, die zu vielen falsch-positiven Ergebnissen und in Folge unnötigen Operationen führe. „Diese IGeL dürften nicht mehr angeboten werden“, fordert Gronemeyer.
Einige Praxen pflegten jedoch einen „fragwürdigen Umgang“ mit den Selbstzahlerleistungen, kritisiert der MD. Immer wieder gebe es Berichte, dass Patienten in fachärztlichen Praxen für Regeluntersuchungen lange auf einen Termin warten müssten. Gleichzeitig bekämen sie aber von denselben Praxen einen sofort verfügbaren Termin für Selbstzahlerleistungen angeboten. Obwohl es eine „eigentlich gute“ Selbstverpflichtung der Ärzte gebe, würden viele Praxen mit IGeL werben, was die Patienten verunsichere, sagt Gronemeyer.
Der IGeL-Monitor überprüft ältere Bewertungen regelmäßig. „Wir beobachten bei der Aktualisierung, dass sich in vielen Fällen die Evidenz meist wenig verändert und das Ergebnis daher gleich bleibt“, stellt Dr. Michaela Eikermann, Leiterin des Bereichs evidenzbasierte Medizin beim MD, fest. Obwohl der IGeL-Monitor häufig als zu streng kritisiert werde, hätte noch keine Bewertung zurückgezogen werden müssen. Bei einem Abgleich der Bewertungen mit internationalen Leitlinien, hätten drei Viertel mit den Leitlinien-Empfehlungen übereingestimmt.