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03.03.2022

Ärzteschaft Initiativen prangen verharmloste Interessenkonflikte an

Berlin (pag) – Zu laxer Umgang mit Interessenkonflikten? Das werfen drei Initiativen der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) vor. In den jüngsten Stellungsnahmen der AWMF werden gängige Kooperationsformen zwischen Medizinern und Arzneimittelindustrie als „natürliche Symbiose“ dargestellt, lautet die Kritik.

In den beiden Stellungnahmen der AWMF, erschienen im November 2021 und im Februar 2022, werde verschwiegen, dass sich auch Nachteile für Patientinnen und Patienten sowie Versicherte aus der finanziellen Verflechtung von Firmen, Ärzten und Fachgesellschaften ergeben können. Damit werde verschleiert, in welche Abhängigkeiten und Interessenkonflikte die Beteiligten geraten können, kritisieren Transparency Deutschland, Leitlinienwatch und MEZIS in einer gemeinsamen Erklärung.

Weiter heißt es, dass die deutschen medizinischen Fachgesellschaften langfristig Ansehen und Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzten. Sie zeigten kein Problembewusstsein dafür, wie weit schon jetzt viele Fachgesellschaften abhängig von Geldern der Industrie sind.

Die drei Initiativen stellen konkrete Forderungen an Fachgesellschaften und die AWMF: Sämtliche Interessen und daraus folgende mögliche Interessenkonflikte der beteiligten Mediziner sollen in den entsprechenden Publikationen veröffentlicht und vor allem „selbst und fremd bewertet“ werden. Sachverständige mit Interessenkonflikten werden grundsätzlich von Leitliniengremien ausgeschlossen. Im Ausnahmefall sei zu begründen, weshalb nicht auf Autoren mit Industriekontakten verzichtet werden konnte. Ferner verlangen Transparency, Leitlinienwatch und MEZIS, dass „gezielt darauf hingearbeitet“ wird, Kongresse und Fortbildungsveranstaltungen ohne die finanzielle Unterstützung der Industrie durchzuführen.

In der Stellungnahme heißt es abschließend, dass freiwillige Verhaltensvorschriften nicht ausreichend seien. „Stattdessen sind gesetzliche Regelungen erforderlich.“

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