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10.10.2022

Kongress Klinische Forschung und Versorgungsforschung müssen sich ergänzen

Berlin (pag) – Klinische Forschung und Versorgungsforschung sind derzeit zu wenig aufeinander bezogen. Das bemängeln Expertinnen und Experten auf einem Pressegespräch des Deutschen Kongresses für Versorgungsforschung. Kongresspräsident Prof. Peter Falkai fordert einen „Schulterschluss“ zwischen beiden Disziplinen.

Bei medizinischen Innovationen stehe das verfügbare Wissen meist nur aus Zulassungsstudien zur Verfügung, erläutert der Psychiater vom LMU Klinikum. Daher sei es wichtig zu verstehen, ob die Innovationen für Patientinnen und Patienten im Versorgungsalltag wirksam und sicher seien. „Die Versorgungsforschung ermöglicht die Überprüfung einer Innovation unter Real-World-Bedingungen, z.B. anhand von Registerstudien.“ Idealerweise fließen diese Erkenntnisse in die klinische Forschung zurück, um den Therapieansatz zu optimieren, sagt Falkai. Diese sogenannte reverse Translation finde derzeit jedoch selten statt.

Auch Prof. Christoph Correll von der Charité spricht sich vor der Presse dafür aus, die Evidenz aus klinischen Studien zu überprüfen. Er weist darauf hin, dass Studien mit positiven Outcomes besser publizierbar und daher leichter für Metaanalysen zugänglich seien als Studien mit einem negativen Effekt. Dadurch könne ein verzerrtes Gesamtbild entstehen. Ein weiteres Problem sei, dass viele Patientengruppen – z.B. Menschen, die mehrere Medikamente einnehmen müssen, solche mit Komorbiditäten, Suizidalität oder Ältere – aus methodischen Gründen nicht in randomisierte kontrollierte Studien eingeschlossen werden. Außerdem fehlten häufig Informationen über Dosiseffekte. Ferner sei die Studiendauer zumeist recht kurz. „Wir müssen die Möglichkeiten der Versorgungsforschung nutzen und sie den Ergebnissen von randomisiert generierten Daten komplementär zur Seite stellen, um die Generalisierbarkeit randomisierter Studiendaten zu prüfen“, appelliert Correll.

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