Digitalisierung Trennung zwischen Versorgung und Forschung überwinden
Berlin (pag) – Nachhaltige Dateninfrastrukturen verlangt Prof. Michael Krawczak. Diese sollten nicht nur der Versorgung, sondern auch der Forschung einrichtungsübergreifend standardisierte Daten in hoher Qualität zur Verfügung stellen, erläutert er auf der gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS) und der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung (TMF).
Der Vorstandsvorsitzender der TMF hält es für notwendig, die Trennung zwischen Forschung und Versorgung zunehmend zu überwinden. Mit Entwicklungen wie der Einführung der forschungskompatiblen elektronischen Patientenakte (ePA) und dem Aufbau der Datenintegrationszentren der Medizininformatik-Initiative rücke das „in greifbare Nähe“. Ab 2023 sollen Patientinnen und Patienten die Möglichkeit haben, Teile ihrer in der ePA gespeicherten Versorgungsdaten für medizinische Forschungszwecke freizugeben.
Ein weiteres Tagungsthema ist die Künstliche Intelligenz (KI). Während vielfach nur die technische Leistungsfähigkeit diskutiert werde, „liegt die wahre Herausforderung jedoch in der Integration der KI in die klinische Arbeitswelt und in der Akzeptanz durch die Nutzer“, sagt Prof. Björn Bergh, Tagungspräsident für die GMDS. Auch Prof. Enrico Coiera vom Australian Institute of Health Innovation mahnt an, dass Nutzerbedürfnisse stärker in das Design von KI-Anwendungen einfließen müssten, um deren Akzeptanz und Erfolgschancen zu steigern. Er fordert außerdem einen stärken Fokus auf die Replizierbarkeit von Studien in der Medizininformatik.
Dr. Friedhelm Leverkus, Director HTA & Outcomes Research bei Pfizer, spricht sich auf der Konferenz für eine engere Kooperation zwischen öffentlichen und privaten Stakeholdern in der Forschung aus. Derzeit greife man in der Impfstoff- und Medikamentenentwicklung der Pharmaindustrie häufig auf ausländische Daten zurück. Das müsse sich ändern.