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19.10.2023

AMNOG-Kurzreport Denkt die Politik bei Arzneimitteln um?

Hamburg (pag) – Ein Zwischenfazit der Neuregulierungen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes (GKV-FinStG) zum Arzneimittelmarkt zieht jetzt auch der AMNOG-Kurzreport der DAK. Das Ergebnis: Bislang bleibt das Einsparvolumen weit hinter den Erwartungen zurück. Die Autoren entdecken derweil ein Umdenken in der Gesundheitspolitik.

Das GKV-FinStG hat insgesamt Einsparungen in Höhe von bis zu 1,98 Milliarden Euro pro Jahr beziehungsweise für das Jahr 2023 avisiert. Im AMNOG-Markt wurden konkrete Einsparziele in Höhe von bis zu 735 Millionen Euro erwartet. „Dieses Ziel wird es weder für 2023 noch absehbar für die Folgejahre erreichen, insbesondere wenn der erhöhte Herstellerabschlag ab 2024 planmäßig wieder entfällt“, heißt es im Report. Auf die fünfprozentige Erhöhung des allgemeinen Herstellerabschlags generierten sich dieses Jahr voraussichtlich 1,2 Milliarden Euro zusätzliche Einsparungen. Gleichzeitig seien mit einer arbiträren Anhebung der Herstellerabschläge verbundene negative Anreizwirkungen zu berücksichtigen, schreiben die Autoren rund um Gesundheitsökonom Prof. Wolfgang Greiner von der Universität Bielefeld.

Offenbar gelangen die langfristigen, kaum valide monetär bewertbaren Effekte der Neuregelungen zum Beispiel in Hinblick auf die Standortdebatte in Deutschland für Hochtechnologie und Produktion stärker in das Blickfeld der Gesundheitspolitik, schreiben sie. Zudem erkennen die Autoren in Teilen der Entscheidungsträger ein Umdenken, „dass die Verfeinerung der Regelungen im Sinne höherer Komplexität nicht immer zu einer Verbesserung der Situation führt, sondern Pragmatismus notwendig ist, um die Regelungen überhaupt rechtssicher umsetzen zu können“. Sie sehen daher eine Chance für Reformschritte, die bislang als ausgeschlossen galten – wie die optionale Nutzung von Kosten-Nutzen-Analysen, vertrauliche Erstattungspreise und Pay-for-Performance-Regelungen.

Zu möglichen Auswirkungen der Reformen auf die Patientenversorgung äußern sich die Experten vorsichtig. Es bleibe abzuwarten, ob die Minderung des Spielraums bei den Preisverhandlungen zu substanziellen Einsparungen führe, ohne die Versorgung der Patientinnen und Patienten zu beeinträchtigen.

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