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19.09.2023

Marktrücknahme Capmatinib DGHO: Solidarischer Grundkonsens in Gefahr

Berlin (pag) – Novartis hat das Lungenkrebsmedikament Capmatinib vom Markt genommen. Grund dafür ist die Frühe Nutzenbewertung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) sowie die gescheiterten Preisverhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband. Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) warnt vor einer Erosion des solidarischen Grundkonsens‘ bei der Preisfindung – zu Lasten der Patientinnen und Patienten.

Diese erwarteten zu Recht, dass ihnen ein zugelassenes und von Leitlinien empfohlenes Arzneimittel zur Verfügung stehe. „Dieses Element der Solidargemeinschaft im Gesundheitswesen scheint jetzt in Gefahr zu geraten.“

Der DGHO zufolge reichen die Bestände bis etwa März 2024. Jetzt begonnene Behandlungen könnten damit fortgesetzt werden. Für neue und weitere Therapien sei eine individuellen Kostenübernahme durch die Krankenkasse erforderlich. Die Zahl der Erkrankten in Deutschland schätzt die Gesellschaft auf 200 bis 400 pro Jahr. Prof. Hermann Einsele, geschäftsführender DGHO-Vorsitzender, beschreibt die Situation für Betroffene und Behandelnde als „belastend“. Capmatinib sei eine Tablettentherapie, die von den Zulassungsbehörden als wirksam und sicher bewertet werde. Beim indirekten Vergleich mit Daten des nationalen Netzwerks Genomische Medizin habe Capmatinib höhere Ansprechraten und ein längeres, medianes Gesamtüberleben als bisher übliche Medikamente gezeigt.

Die Fachgesellschaft sieht Parallelen zur Marktrücknahme von Amivantamab durch Janssen-Cilag im August 2022: Seinerzeit habe der G-BA den Vergleich mit Daten deutscher Lungenkrebsregister nicht akzeptiert. Die DGHO mahnt eine zügige Weiterentwicklung der Methodenbewertung im G-BA für seltene Erkrankungen an. Qualitativ hochwertige Register müssten weiterentwickelt und gefördert werden. „Die Daten aus solchen Registern sind ein wichtiges Element der nationalen Nutzenbewertung von neuen Arzneimitteln.“

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